Gründung der Gallus-Konzerte

„Seit sieben Jahren gibt es sie nun schon im Städtchen am Untermain, und sie sind nicht mehr wegzudenken, fast möchte man von einer Institution reden, was die Gallus-Konzerte betrifft.“ Diese 1989 in der Presse getroffene Aussage kann ganz unvermessen auch auf heute bezogen werden. Denn die Gallus-Konzerte bestehen seit  1980 und sie haben nichts an Anziehungskraft verloren.

Gegründet wurden die Gallus-Konzerte 1980. Während eines Festaktes zum 75-jährigen Bestehen des katholischen Kirchenchores von St. Gallus im Jahre 1979 wurde die Idee einer festen Veranstaltungsreihe in der Barockkirche geboren. Vielen Festgästen waren das schöne Ambiente des Kirchenraumes und die hervorragende Akustik sowie die hochwertige Barockorgel aufgefallen. Daher entstand die Idee, die vorhandenen Möglichkeiten besser und regelmäßiger zu nutzen. Denn die allgemeine Ansicht war, dass die Kirche zum Musizieren wie geschaffen sei.

Zwar hatte es schon vor der Gründung der Gallus-Konzerte und des Fördererkreises Musik Main-Taunus e.V., der Träger der Konzertreihe ist, Weihnachts- und Orgelkonzerte in der St. Gallus-Kirche unter der Leitung des damaligen Kantors, Kirchenmusikdirektor (KMD) Eugen Großmann, gegeben, doch waren diese nicht in eine feste Reihe eingebettet. Auf Bitten von Landrat Dr. Bernward Löwenberg und Flörsheims Bürgermeister Dieter Wolf erklärte sich Prof. Alois Ickstadt in Zusammenarbeit mit Prof. Alois Kottmann und KMD Eugen Großmann bereit, Grundüberlegungen über die mögliche Konzeption anzustellen. Damit war auch der Künstlerische Beirat des Vorstandes gebildet. Am 9. November 1980 wurde schließlich das erste Konzert im Rahmen der Gallus-Konzerte gegeben.

Grundgedanke und Absicht der Konzertreihe war und ist es auch noch heute, die architektonisch wie akustisch gleichermaßen geeignete Flörsheimer Barockkirche zu einem Ort interessanter musikalischer Ereignisse zu machen und damit für das Main-Taunus-Gebiet ein konzentriertes musikalisches Forum zu schaffen.

Die Initiatoren wollten mit der Gründung der Gallus-Konzerte die kulturelle Eigenständigkeit im Main-Taunus-Kreis fördern, da ihm die Gefahr drohe, von den „Blöcken“ Frankfurt und Mainz/Wiesbaden zerrieben zu werden. Das bedeutet, dass man aus Sicht der kleinen Kommunen fürchtete, dass eines Tages Kultur nur noch in diesen Großstädten stattfinden werde, mit großem Aufwand und großem Publikum auch „vom Lande“. Ein Kultur-Kommerz mit dem massenhaften Abfertigen von Kultur-Konsumenten sei nicht das, was mit der Konzertreihe der Gallus-Konzerte bezweckt werden sollte.

Die Bedenken der Initiatoren, ob die Gallus-Konzerte auch ihr Publikum finden würden, erwiesen sich schon beim ersten Konzert als unbegründet: Die Kirche war bis auf den letzten Platz belegt. Der Kritiker der FAZ schrieb damals, dass die Reihe offenbar auf eine Marktlücke stoße, „eine Vermutung, die angesichts des geringen Angebots qualifizierter Konzerte im Herzen des Main-Taunus-Kreises nicht abwegig erscheint“. Die Kritiken nach der ersten Saison waren durchweg positiv – sowohl seitens der Fachjournalisten als auch des Publikums. Wohlwollend nahmen vor allem die Flörsheimer zur Kenntnis, dass die Galluskirche durch das überregionale Ereignis der Gallus-Konzerte an Bedeutung gewinnt. Und trotz der Übermacht der großstädtischen Kulturzentren haben sich die Gallus-Konzerte als eigenständige Konzertreihe etabliert. Zum Publikum zählen auch viele außerhalb Flörsheims wohnende Musikliebhaber, so dass gesagt werden darf, dass die Gallus-Konzerte inzwischen mehr als ein bloß künstlerisches Ereignis sind und über Flörsheim hinaus Anerkennung genießen.

Unabdingbar mit dem Erfolg der Gallus-Konzerte verbunden ist das Engagement der Sponsoren. Denn ohne eine finanzielle Unterstützung könnten die Konzerte nicht realisiert werden. Vor allem die Taunus-Sparkasse, der Main-Taunus-Kreis und die Stadt Flörsheim sorgen für das Gelingen. Auch die Pfarrgemeinde St. Gallus unterstützt das Projekt schon von Beginn an in vorbildlicher Weise.